… gegen einen Ostring:
1. Der Ostring führt zu einer enormen Landschaftsvernichtung eines Gebietes, das uns zur Naherholung und der Flora und Fauna als wichtiger Lebensraum dient. Eine Fläche von über 29 Fußballfelder würde verbraucht und ein Großteil davon für immer sinnlos versiegelt werden.
2. Laut der Fortschreibung der Verkehrsuntersuchung Ostring (R+T, Oktober 2007) liegt die Entlastungswirkung des Ostrings auf den innerstädtischen Verkehr in der Spitze lediglich bei max. 25-30%. Das wäre gerade mal jedes 3. bis 4. Fahrzeug und eine Lärm-Verringerung von nur 1,55 dB. Erst ab 3 dB, welches einer Verkehrsentlastung von rund 50% entspricht, spricht der Gesetzgeber von einer deutlich wahrnehmbaren Lärmentlastung, und erst ab einer Entlastung um 90% von einer Halbierung der Lärmbelastung (rund minus 10 dB).
3. Die Gutachten und Verkehrsprognosen, die zur Rechtfertigung des Ostrings von der Stadt Buchholz und/oder dem Landkreis Harburg beauftragt und erstellt wurden, haben für die nahe Zukunft stets deutliche Verkehrszunahmen prognostiziert. Tatsächlich aber hatte sich der Verkehr z. B. auf der Canteleubrücke zwischen 2004 und 2007 ohne eine straßenbauliche Maßnahme um 13,2% verringert. Von 2007 bis 2014 ist die Verkehrsbelastung, z. B. auf der Canteleu-Brücke, weiter leicht gesunken. Prognosen und Realität stimmten also bislang nicht mal im Vorzeichen überein!
4. Die veranschlagten Baukosten sind offiziell inzwischen von 15,0 auf 18,6 Mio. Euro geklettert. Der Zuwachs von 25% stört keinen, da es sich größtenteils um Fördergelder des Landes handelt und sich die Stadt Buchholz sowie der Landkreis Harburg die verbleibenden 40% teilen (je „nur“ ca. 3,7 Mio. Euro). Eine Machbarkeitsstudie für den Landkreis zur Realisierung des Ostrings als PPP-Model (Private Public Partnership) aus dem Jahr 2009 offenbarte die wahren Kosten, die sich zusammen mit den Unterhaltungskosten auf das Doppelte erhöhen. Schon allein die beiden Brückenbauwerke zur Querung der Bahnstrecken dürften höhere einstellige Millionenbeträge an Baukosten verschlingen. Wir gehen davon aus, dass auch diese Kostenschätzungen inzwischen und auch zukünftig nicht mehr zu halten sind.
5. Im Gegenzug zur finanziellen Beteiligung des Landkreises am Bau des Ostrings übernimmt die Stadt Buchholz die alten Kreisstraßen K13 (Hamburger Straße), K28 (Soltauer Straße), K54 (Bendestorfer Straße), K82 (Nordring) und K83 (Lüneburger Straße) und deren zukünftige Unterhaltung (insbesondere Straßenreinigung, Winterdienst und Sanierung) durch Herabstufung zu Stadtstraßen. Allein diese Unterhaltungskosten werden die Stadtkasse in den nächsten Jahrzehnten mit mehreren Millionen Euro belasten. Geld das an anderen Stellen (Kindertagesstätten, Schulen, Sportförderung, Kulturförderung, Erhaltung der bestehenden Infrastruktur u. v. m.) dringender benötigt wird.
6. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels fehlt es zudem an einer langfristigen Rechtfertigung eines Ostrings. Die Bevölkerungszahl wird laut gutachterlicher Prognose bis ca. 2030 ggf. nur geringfügig ansteigen können, aber der Anteil der älteren Menschen wird stark zunehmen. Ältere Menschen werden sich zukünftig überwiegend innerhalb der Kernstadt Buchholz bewegen. Der Ostring wird diese Verkehrsflüsse nicht entlasten können. Schon heute findet der überwiegende Kfz.-Verkehr in Buchholz auf Strecken mit einer Länge von bis zu 5 km statt. Wir sollten daher die Bau- und Unterhaltungskosten für eine langfristig nicht sinnvolle Straße nicht unseren Folgegenerationen aufbürden.
7. Der Durchgangsverkehr, den der Ostring aufnehmen und aus der Buchholzer Innenstadt fernhalten soll, ist zu gering, als dass dieser einen Ostring-Bau rechtfertigen könnte. Gemäß den Untersuchungen im Rahmen des Mobilitätskonzeptes 2025 (vgl. Endbericht aus Juli 2014) sind rd. 69% aller Kfz-Fahrten sog. Binnenverkehr, also Fahrten innerhalb von Buchholz. Wie ein Ostring diesen Binnenverkehr entlasten soll, ist doch sehr fragwürdig.
8. Die geschätzte Zeitersparnis bei Benutzung des Ostrings liegt nur bei rund einer Minute, im Vergleich zu den Überlastungssituationen auf der jetzigen Nord-Süd-Achse (Bereich Hamburger Straße – Kirchenstraße) bei rund fünf Minuten.
9. Es besteht die Gefahr einer Verödung der Innenstadt. Berufspendler werden nicht mal eben beim Vorbeifahren in der Innenstadt anhalten, um Besorgungen zu machen, sondern auf dem Ostring direkt nach Hause fahren.
10. Die geplante Trassenführung wird zu neuen Betroffenen von Verkehrslärm, Feinstaub- und Luftverschmutzung führen (z. B Märchensiedlung, Kindergärten am Königsgrund, Schulzentrum I, Buenser Siedlung, Schaftrift, Freibad, Dachsbau, Am Krützbarg, Ernststraße und Heidekamp).
11. Der Badespaß im Buchholzer Freibad wird durch die Trassenführung stark beeinträchtigt. Ein Großteil der jetzigen Liegewiese müsste zugunsten des Ostrings aufgegeben werden.
12. Es gibt und gab immer wieder alternative Vorschläge zur Optimierung bzw. Vermeidung des Kfz.-Verkehrs in der Innenstadt, die bislang aber noch nicht hinreichend auf eine Machbarkeit untersucht wurden, aber eine ähnliche Entlastungswirkung entfalten könnten wie der Ostring, aber nicht diese verheerenden Folgen auf Mensch und Natur haben.
Beispiele:
- Einrichtung von Kreisverkehren
- optimierte Ampelsteuerungen
- Verlängerung von Abbiegespuren
- Optimierung der Fahrstreifeneinteilungen an Knotenpunkten
- Schaffung ausreichender Parkmöglichkeiten in der Innenstadt
- Einrichtung eines dynamischen Parkleitsystems
- Vermeidung von Kfz.-Verkehr durch Stärkung des ÖPNV, Rad- und Fußverkehrs
- Schaffung überdachter, sicherer Fahrradabstellmöglichkeiten am Bahnhof (Fahrradparkhaus, Fahrradstation etc.)
- Bessere Abstimmung der Fahrpläne von Bus und Bahn
- Verlegung ZOB und Treffpunkt in Bahnhofsnähe
- Errichtung zusätzlicher Buslinien und/oder Optimierung der bestehenden Buslinien
- Verkürzung der Bus-Taktung auf 15 oder 20 Minuten
- Bau der Südtangente zwischen Kabenhof und Plaza-Baumarkt (oder alternativ durchgehend bis zur Einmündung des Steinbecker Mühlenwegs auf die Bremer Straße)
- Schnellere Verwirklichung des Mühlentunnelausbaus
- etc.
… für einen Ostring:
1. Hoffnung auf eine Entlastung des innerstädtischen Kfz-Verkehrs.
Die Realität hat allerdings gezeigt, dass die bewusst zur Rechtfertigung der Ostring-Planungen hochgerechneten zukünftigen Verkehrsprognosen niemals eingetreten sind und die Verkehrsbelastung auch aktuell noch nicht zu einem Verkehrsinfarkt geführt hat. Warum sollte sich das vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und eines sich verändernden Mobilitätsverhaltens zukünftig anders darstellen? Man könnte – gerade im Vergleich zu Hamburg – die Frage stellen, ob wir hier in Buchholz hinsichtlich unser Verkehrssituation nicht auf einem sehr hohen Niveau klagen.
2. Hoffnung auf weniger Lärmbelastung, Feinstaub- und Luftverschmutzung bei den direkten Anwohnern der Hamburger Straße, Kirchenstraße und Soltauer Straße.
Mit dem Bau der Buchholz Galerie und der weiteren geplanten Stärkung der Innenstadt wird wieder neuer Kfz.-Verkehr erzeugt. In der Summe wird sich an der Verkehrsbelastung der Innenstadtbewohner durch Lärm, Feinstaub- und Luftverschmutzung nichts ändern. Ändern wird sich diese Belastung nur, wenn es gelingt, Kfz.-Verkehr zu vermeiden und alternative Fortbewegungsmittel wie Radfahren, zu Fuß gehen, Bus- und Bahnfahren zu stärken. Das ist die Aufgabe der zukünftigen Verkehrsentwicklung, nicht der Bau neuer sinnloser Straßen.
3. Dadurch dass der Ostring als Umgehungsstraße geplant wird, beteiligen sich der Landkreis Harburg und das Land Niedersachsen zu ca. 80% an den Baukosten. Der in dieser Weise geplante Ostring wird dadurch aus Stadtsicht zu einer relativ günstigen Straße.
Dabei wird aber vergessen, dass auch Landkreis- und Landesmittel letztendlich durch unsere Steuerzahlungen finanziert werden. Ebenso werden die Unterhaltungsaufwendungen vergessen, die durch die Herabstufung der alten Kreis- zu Stadtstraßen zukünftig die Stadtkasse belasten werden. Der ach so schlaue Planungstrick könnte sich also als „Milchmädchenrechnung“ entpuppen.
4. Entwicklung zukünftiger Wohngebiete im Osten der Stadt würden möglich werden. Der Ostring könnte dann auch eine Erschließungsfunktion übernehmen.
Die Grundstücke haben sich die Buchholzer Immobilienspekulanten längst untereinander aufgeteilt. Das erklärt vermutlich auch, warum einige Buchholzerinnen und Buchholzer so vehement an den Ostring-Planungen als Allheilmittel zur Entlastung des innerstädtischen Kfz.-Verkehrs festhalten und keine alternativen Ansätze zulassen. Hinzu kommt, dass wir unsere Stadtentwicklung aufgrund des demografischen Wandels und klammer Stadtkassen verstärkt auf den Erhalt des Erreichten ausrichten müssen und nicht nach immer mehr und größer streben sollten.
Sollten noch wichtige Argumente für oder gegen den Ostring fehlen, schreiben Sie diese bitte per eMail an info@ostring-buchholz.de.