25 Jahre BIO – Zeit für Fakten statt Mythen

Seit 25 Jahren engagiert sich die BürgerInitiative Ostring (BIO) für eine nachhaltige Verkehrs- und Stadtentwicklung in Buchholz – und gegen den Bau einer östlichen Ortsumfahrung (früher „Ostring“ genannt), die mitten durch wertvolle Natur- und Erholungsflächen führen würde. Schon das Nordheide Wochenblatt titelte deshalb am 19. Mai 2010 treffend: „Mitten durchs Naherholungsgebiet“.

Es ist längst an der Zeit, dass wir aufhören, mit Begriffen wie „Verkehrskollaps“ oder „Verkehrschaos‘“einen Eindruck von verkehrlichem Ausnahmezustand in Buchholz zu erwecken und dadurch schlechte Stimmung zu erzeugen. Wir brauchen eine sachliche Debatte – auf Basis von Fakten und aktuellen Verkehrszahlen.

Gerrit Gromm, BIO-Vorsitzender

Prognosen vs. Realität – eine Lücke, die niemand erklären kann

Ein Blick auf die tatsächlichen Verkehrsdaten macht deutlich: Die immer wieder prognostizierte Verkehrszunahme ist nicht eingetreten. So sagte das Büro R+T für das Jahr 2015 bereits 30.800 Fahrzeuge pro Tag auf der Canteleu-Brücke vorher. Mit Ostring sollte diese Zahl auf 23.400 Fahrzeuge sinken.

Die Realität sieht ganz anders aus:

  • 2014: 20.900 Fahrzeuge pro Tag (PGT)
  • 2021: 21.050 Fahrzeuge pro Tag (PGT)
  • 2022: 19.182 Fahrzeuge pro Tag (Planersocietät)

Wir liegen also weit unter der Verkehrsmenge, die damals selbst mit Ostring angestrebt wurde. Da drängt sich die Frage auf: Wie lässt sich der Bau einer über 100 Millionen Euro teuren Umfahrungstraße überhaupt noch rechtfertigen?

Gerrit Gromm, BIO-Vorsitzender

Mobilitätswende längst in vollem Gange – und zum Vorteil aller

Parallel zeigt die Entwicklung des sogenannten Modal Splits, dass sich das Mobilitätsverhalten der Buchholzer Bevölkerung bereits deutlich verändert hat:

2012 fielen 59 % aller Wege auf das Auto, 2024 sank der Anteil auf 44 % beträchtlich.

Die mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege haben sich im gleichen Zeitraum verdoppelt – von 12 % auf 24 %. Pedelecs und Home-Office spielen dabei eine wichtige Rolle. Umweltfreundliche Verkehrsmittel wie Lastenräder, Roller oder der Buchholz Bus werden stärker genutzt.

Und das Beste daran: Mehr Rad-, Fuß- und Busverkehr hilft auch denjenigen, die wirklich auf ihr Auto angewiesen sind.

Weniger Autoverkehr heißt flüssigeres Fahren für alle, die zum Beispiel aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen nicht umsteigen können. Hinzu kommt ein riesiges ungenutztes Potenzial:

Eine typische Buchholzer Autofahrt ist 3,2 Kilometer lang und beginnt und endet in Buchholz. 
Ein Drittel aller Autofahrten ist sogar höchstens 3 Kilometer lang!

Hier gibt es enorme Chancen, Autoverkehr durch kluge Mobilitätsangebote zu vermeiden – mit wichtigen 
Vorteilen für Umwelt, Klima und die Verkehrslage insgesamt.

Prioritäten setzen: Erhalt vor Neubau

Angesichts knapper Haushaltsmittel stellt sich auch die Frage nach den richtigen Prioritäten: 

Wer durch Buchholz fährt, kennt die schlecht geflickten Schlaglöcher. Statt für XXL-Straßenneubauten enorme Summen auszugeben, sollte Buchholz zuerst am Erhalt seiner vorhandenen Straßen arbeiten. Was wir vorn neu bauen, bröselt hinten wieder weg.“

Gerrit Gromm, BIO-Vorsitzender

Falsche Investitionsschwerpunkte in Zeiten knapper Kassen

Die BIO fordert deshalb: Geld für Mobilität der Zukunft statt für Straßen von vorgestern.

Beispiele für dringenden Handlungsbedarf gibt es genug:

  • Der Buchholz Bus musste gerade erst sein Angebot in den Randstunden einsparen.
  • Die Umsetzung des Radverkehrskonzepts bis 2030 stockt.
  • In diesem Jahr nimmt die Stadt erstmals auch den Fußverkehr systematisch in den Blick.

Gleichzeitig verfolgt Buchholz das Ziel der Klimaneutralität bis 2035. Die BIO bezeichnet es als absurd, im Jahr der angestrebten Klimaneutralität den Autoverkehr mit einem Ostring anzukurbeln und das Klima dadurch weiter aufzuheizen – zumal gerade Holm-Seppensen Gefahr läuft, zum Verkehrsmagnet für Pendler aus den Nachbarorten zu werden.

Keine Lösung für den Wohnungsbau – Zeit für eine ehrliche Debatte

Ein weiteres häufig vorgebrachtes Argument lautet: Ohne Ostring keine neuen Wohnbauprojekte – auch nicht auf der Rütgersfläche. Die BIO hält dem klar entgegen: Mobilität und Stadtentwicklung müssen heute konsequent umwelt- und klimaverträglich gedacht und umgesetzt werden. 

Wie soll sonst das Ziel der Klimaneutralität erreicht werden?

Der Ostring wäre aber ein Katalysator für mehr Autoverkehr – verbunden mit der Versiegelung von wertvoller Fläche (u.a. einem Kaltluftentstehungsgebiet und einem Teil des Schwimmbads) auf einer Länge von rund sechs Kilometern.

BIO bleibt dran – für Klima, Natur und eine lebenswerte Stadt

Die BIO setzt sich weiterhin dafür ein, dass öffentliche Gelder für die Lebensqualität aller eingesetzt werden – statt einseitig für noch mehr Straßenbau und Flächenversiegelung: für Kitas, Schulen, das Schwimmbad, die Empore oder die über 200 Buchholzer Vereine. Nach 25 Jahren erfolgreicher Arbeit bleibt die BIO dabei:

Diese Fehlplanung wird mit der Zeit nicht richtiger – im Gegenteil.

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